Herbstfahrt auf den Tschögglberg

 Die heurige Herbstfahrt des Heimatpflegeverbands - Bezirk Burggrafenamt fand am Samstag, den 22. Oktober 2016 statt und führte die über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Tschögglberg, genauer gesagt ins weitläufige und wechselreiche Gemeindegebiet von Jenesien.

 Pünktlich um 12.30 Uhr starteten die Ausflügler/innen unter einem leicht bewölkten Herbsthimmel vom Praderplatz. Im von Otto Schwienbacher gelenkten Kleinbus gelangten wir alsbald nach Bozen, wo unser Reiseleiter Georg Hörwarter beherzt zum Bordmikro griff, um uns - beschlagen wie gewohnt - die politische und kirchliche Geschichte seiner Heimatlandschaft Tschögglberg näherzubringen. Am Scharfegg angekommen bogen wir auf die Kunststraße nach Jenesien ein. Johannes Ortner, Obmann des Heimatschutzvereins Meran, klärte über die Herkunft der Namen Tschögglberg (Übername der Bozner für die in ihren Augen ungehobelten Bauernrüpel?), Guntschna (knieförmiges Gelände) und Pittertschol („kleines Felsgelände“) auf.



Die erste Station war das abgelegene Afing (von romanisch avia Einöde“), wo wir der Kirche zum Hl. Nikolaus einen Besuch abstatteten. Am Friedhof befindet sich das Grab des ehemaligen Missionspriesters Konrad Kaserer, der aus Afing stammte, in Arizona eine Familie gründete und vor wenigen Jahren einem Herzanfall erlag. Wir haben seiner gedacht!

Unterhalb von Afing führt der berüchtigte Straf-Gottes-Weg vom Moarhäusl in der Sarner Schlucht über den Moar-Weingart nach Afing. Josef Tarneller, Benediktiner von Muri-Gries, erlag auf der Rückkehr von der Sommerfrische in Kampidell auf dem Weg nach Gries einem Herzanfall. Das Tarneller-Kapellele erinnert an den verdienten Hofnamenforscher und Namenkundler. Sein Grab befindet sich auf dem Alt-Grieser Friedhof.



Nach dem Kirchenbesuch in Afing stärkten wir uns beim Moar mit ein, zwei Krügen Weißwein und setzten unsere Ausflugsfahrt fort.



Der Weg führte uns durch den Weiler Vorderafing mit dem ansitzartigen Hof Weifen und schließlich zu einem Aussichtspunkt, von dem wir die freie Sicht auf das Ensemble Goldegg, die Heimstatt von mittelalterlichen Freisassen, sowie auf das Kirchlein zum Hl. Johannes auf dem faszinierenden Johanniskofel über der Sarner Schlucht genießen konnten.



Angekommen im Zentrumsort Jenesien, im Dialekt Zene-isi, begrüßte uns der Bürgermeister Paul Romen persönlich vor dem Gemeindehaus, dem ehemaligen Ansitz Goldegg. Es ist das einzige Gemeindehaus Südtirols und vielleicht darüber hinaus, das man nur über den Friedhof betreten kann!



Paul Romen präsentierte seine Gemeinde und führte uns durch die Räumlichkeiten des Rathauses.







Anschließend wies Georg Hörwarter auf die Besonderheiten der im Nazarenerstil des 19. Jh. erbauten imposanten Pfarrkirche zum Hl. Genesius hin. Es war zugleich der letzte Arbeitstag des Messners, der uns bereitwillig die Kirchenpforten öffnete.



Mit einer frischen Brise brach der Abend über den Tschögglberg herein und unsere letzte aber nicht letzigste Station führte durch Wald, Lärchenwiesen, durch Bäche und Täler zur in Waldeseinsamkeit stehenden Höhensiedlung Kampidell. Kampidell (von romanisch campitellu „kleines Feld“)besteht aus dem Stegerhof (Archehof mit seltenen Haustierrassen) und den Sommerfrischbauten der Benediktiner von Muri-Gries. Das pittoreske Ensemble besteht aus der Kapelle zur Hl. Magdalena der Büßerin, dem Paternhaus, dem Prälatenhaus und dem Milchhaus. Die Gebäude sind aus Porphyrblöcken erbaut.





Vor dem Prälatenhaus fällt ein Schalenstein auf, auf der Südseite versucht ein Zwetschkenbaum die 1475 m Seehöhe damit wettzumachen, indem er sich so eng wie möglich an die Hausmauer schmiegt. Negativ fiel nur auf, dass das Milchhaus dem Verfall preisgegeben ist, obwohl die Benediktiner zu Gries bekanntlich nicht zu den Bettelorden zu zählen sind.







Die klare Höhenluft ließ das Thermometer auf die Nullgrad-Marke zustürzen und wir blickten im Buschenschank Stegerhof kulinarischen Freuden entgegen. Die Bewirtung und die Professionalität der Bedienung überraschten uns positiv. Die Wirtin ist Biersommelière und die Schlutzer und das Fleisch gehören zum Besten, was man hierzulande in einer Tiroler Bauernstube serviert bekommt. Ein großes Lob!

Nach einigen Achtelen mussten wir dieser Bergidylle Adieu sagen und wurden von unserem Busfahrer Otto umsichtig wieder zurück nach Meran gebracht.


Ausstellung: Kostüm Abstraktionen von und über Frida Parmeggiani am Mittwoch,den 9. November 2016

Anlässlich des 70. Geburtstages der gebürtigen Meraner Kostümbildnerin Frida Parmeggiani zeigen Kunst Meran und das Palais Mamming Museum eine umfangreiche Ausstellung in vier Sektionen.

Die Projektleiterin Ursula Schnitzer führt durch die Ausstellung und zeigt auf, was diese neuen Kostüme von den bisherigen Arbeiten für Theater und Oper unterscheidet, erzählt von der Zusammenarbeit mit Frida Parmeggiani, den autobiografischen Bezügen einzelner Kostüme zu ihrer Schöpferin und den Herausforderungen dieser umfangreichen Ausstellungsproduktion.

Wann? Mittwoch, 9. November, 19 Uhr

Wo? Palais Mamming Museum, Oberer Pfarrplatz

Anschließend begeben wir uns zum zentralen Ausstellungsteil bei Kunst Meran unter den Lauben 

Freier Eintritt!

Auf eure zahlreiche und interessierte Teilnahme freuen sich

Ursula Schnitzer, Ausstellungskuratorin

Johannes Ortner, Obmann des Heimatschutzvereins Meran

Programm im PDF-Format


Herbstfahrt auf den Tschögglberg: JENESIEN, AFING, KAMPIDELL am Samstag, den 22. Oktober 2016

Einer langjährigen Tradition folgend veranstalten Verein und Bezirk auch heuer wieder einen Halbtagesausflug für Mitglieder und Freunde. Johannes Ortner, Obmann des Heimatschutzvereins Meran wird zu Namengut und Flurnamen Erläuterungen geben, Bezirksobmann Georg Hörwarter wird seine Heimattalschaft landeskundlich vorstellen.

Programmübersicht

Abfahrt pünktlich um 12.30 Uhr am Praderplatz und anschließend am Theaterplatz (andere Zustiegsorte können bei der Anmeldung vereinbart werden)

Fahrt nach Afing, dort kurzer Ortsrundgang und Besichtigung der Pfarrkirche zum Hl. Nikolaus

Weiterfahrt nach Jenesien, das Zentrumsdorf der gleichnamigen ausgedehnten und herrlich gelegenen Tschögglberger Gemeinde. Führung durch die imposante im Nazarenerstil ausgeschmückten Pfarrkirche zum Hl. Genesius.

Besichtigung des mittelalterlichen Ansitzes der Herren von Goldegg

Abstecher in das in Bergeinsamkeit gelegene Sommerfrischdorf Kampidell, dort Besichtigung der Weilerkapelle zur Hl. Magdalena der Büßerin

Anschließend gemütliches Beisammensein bei Speis und Trank in nächster Umgebung

Rückfahrt nach Meran

Fahrtpreis:25 € / Person

Interessiert? Dann meldet euch bei mir,Johannes Ortner (Obmann HSV Meran), an: E-Mail: johannes_ortner@yahoo.it (vorzugsweise), Tel.: 340-7944514 (gerne auch SMS) oder bei Georg Hörwarter (Bezirksobmann), Tel.: 0473-210332, E-Mail: info@hoerwarter.191.it

Programm im PDF-Format


Ins grüne Wipptal

Frühlingsfahrt des Heimatschutzvereins 2016

Am 21. Mai 2016, einem frühsommerlich warmem Frühlingstag, fand die Frühlingsfahrt des Heimatschutzvereins Meran statt. Diese führte uns ins grüne Wipptal, wo wir über den ganzen Tag verstreut die Burgen Reifenstein und Wolfsthurn (Landesmuseum für Jagd und Fischerei) besuchten sowie die Beschreitung der Gilfenklamm wagten.




Für die Hinfahrt wählten wir den uralten Übergang zwischen dem Burggrafenamt und dem Wipptal, den über 2000 Meter hohen Jaufen. Über den seit Urzeiten begangenen Saumweg, führt seit 1912 eine gut ausgebaute Passstraße, die wir bequem mit dem 30er Sitzer von Tisner Reisen mit 17 Heimatschützer/innen an Bord befuhren. Die Straße über den Jaufen (alpenromanisch juvu Joch“) wurde an Stelle eines alten Fuhrwegs erbaut, wo noch im 17. Jahrhundert neben den Kraxentragern ca. 20 Samer mit bis zu 300 Pferden unterwegs waren. Von Süden kommend wurden Wein, Trauben, Feigen, Mandeln, Safran, Öl, Zucker, Lorbeer und Seidentücher in den Norden gebracht, im Gegenzug gelangte von Norden Salz, Getreide, Flachs, Hülsenfrüchte, Leinen, Leder, Pelze, Geschirr und Glas ins Burggrafenamt. Auf dem Scheitelpunkt wurden wir mit einer grandiosen Aussicht auf schneebedeckte Bergketten belohnt, alsbald flogen auch Schneebälle durch die Luft.


Nach der Abfahrt auf der Nordrampe eine kurze Kaffeepause beim Fischadlerwirt vor den Toren Sterzings um dann direkt zur Burg Reifenstein zu gelangen. Nach kurzem Anstieg begrüßte uns die Museumsführerin Frau Steiner, die dankenswerterweise ihren freien Tag opferte um uns durch die Burg, die sich in Privatbesitz eines Zweigs der Familie Thurn und Taxis befindet, zu führen. Reifenstein (1100 Riffinstain in Bibidina = Wipptal< römische Straßenstation Vipitenum) besteht aus einem in Reinkultur erhaltenen mittelalterlichen Burganlage mit Bergfried und einem wohnlicheren Trakt, den sich der Deutschorden 1511 errichten ließ. Beeindruckend die Lebensverhältnisse in der alten Burg: die uralte geschwärzte Küche gleicht einer Zeitkapsel, ebenso die Schlafbehältnisse der Wehrmannschaft, die zu 50 in zwei Holzkisten aneinander kauernd im Sitzen schlief. Der Rittersaal ist ein grob ummauerter Raum mit Lebensbaum im Zentrum, der Gerichtssaal und das unterirdische dunkle Verließ von acht Metern Tiefe und eine Falltür, durch die die Verurteilten hinabgestürzt wurden. Ganz nebenbei flocht die Führung bekannte Redensarten aus dem Mittelalter ein: gesalzene Preise (mit Hinweisen auf die Salzkiste), einen Zahn zulegen (der Kochtopf hing über dem offenen Feuer an einer Kette mit Zähnen; wurde das Feuer schwächer, musste man den Topf um einen Zahn herabsenken), türmen (der letzte Ausweg des Flüchtenden war der Turm des Bergfrieds) usw. Fotos von der Burg gibt es ob der strengen Bestimmungen leider keine.

Ein Höhepunkt war sicherlich der berühmte Grüne Saal,dessen Wände und Balkendecke aus spätgotischer Zeit mit Figuralmalerei geziert ist. Einer der beiden Erker ist mit einem prachtvoll geschnitzten gotischem Holzgitter als Familienkapelle abgeschlossen.






Wieder im Freien, schlenderten wir auf schmalem Pfad durch die das Trockenbiotop des Felshügels (Schalensteine!) zur nahen Kapelle St. Zeno, wo wir uns für ein Gruppenfoto aufstellten.

Durch das Sterzinger Moos, aus dem sehnsuchtsvoll eine versunkene Jungfrau uns Männern im Bus zuwinkte, gings nach Mareit, dem Ridnauner Hauptort und der größten Siedlung der Drei-Täler-Gemeinde Ratschings.


Das verdiente Mittagessen nahmen wir in der Pizzeria Pankratius am Fuße von Schloss Wolfsthurn ein, wo die Sonnenschirme Schatten spendeten und das Bier mundete. Nach Pizzagenuss und Nudelteller erklommen wir die Anhöhe von Wolfsthurn, wo bereits eine sympathische Führung auf uns wartete. Nicht größer könnte der Gegensatz zum düsteren Reifenstein sein: eine heitere Schlossanlage in Pastelltönen, ein Lustschloss mit barockem Garten, in dem die nördlichste Edelkastanie Südtirols gedeiht. 365 Fenster - eines für jeden Tag - bieten Ausblicke über das Tal. Die Räume sind mit farbigem Tapetenschmuck ausgestattet und mit Wandteppichen behangen. Eine gewölbte Kapelle von 1738 ist mit Fresken und Stukkaturen ausgestattet. Das Schloss ist in Privatbesitz der Barone Sternbach und beherbergt das Landesmuseum für Jagd und Fischerei, dessen Besichtigung einen gesonderten und ausführlichen Besuch verdiente.

Da wir zeitlich großzügig geplant haben, bot sich ein Spaziergang rund um das Schloss an. Durch eine prachtvolle Allee aus Rosskastanien und Bergahornen gelangten wir zu einem Fischweiher, durch einen Wald am Mareider Bach samt Wolfsgrube gings zurück zu unserem Fahrer Andreas von den Tisner Reisen.


Das Wandern hat uns aufgewärmt für die Beschreitung der majestätischen Gilfenklamm. Schwer in Worte zu fassen sind die Einblicke in die Strudel und Schlünde der Klamm, in die sich der Ratschinger Bach in Jahrtausende währender Arbeit hineingefressen hat. Kunstvolle Holzstege, Brücken und Aussichtsplattformen lassen die Kräfte des Wassers am tief eingeschnittenen reinweißen Marmor erahnen, der durch die Verwitterung dunkelgrün schimmert. Ein grandioses Naturschauspiel, das in den Jahren 1893 bis 1896 in fleißiger Arbeit erschlossen wurde. In der kaiserlichen Begeisterung ist die Klamm 1898 kurzfristig in Franz-Josefs-Klamm umbenannt worden. 1961 wurden die verfallenen Wege vom Verschönerungsverein Ratschings schrittweise wieder in Stand gesetzt. Der Name Gilf ist uns Meranerinnen und Meranern wohlbekannt, er leitet sich von vorrömisch golfu- Einbuchtung, Wölbung; Busenab und ist mit Golf (Meerbusen) verwandt.


Nach der rund einstündigen Wanderung bergab (von Jaufensteg nach Stange) erreichen wir Stange, wo wir nach kurzer Suche den Bus samt Fahrer erspähemn. Nun war ein rechter Appetit aufgekommen. Wir machten uns nach Sterzing auf, wo wir von Norden kommend zuerst durch die Altstadt schlenderten und dann, südlich des Zwölferturms, durch die großzügige Sterzinger Neustadt der Restauration Zur Lilie zustrebten. Der Abend war lau und ermattet ließen wir uns bei Prosecco und Weißwein einige Häppchen auf der Straße auftischen, bevor wir uns an die gedeckte Tafel im ersten Stock niederließen. Dort wurde uns á la carte aufgetischt. Bei anregenden Gesprächen ließen wir den Tag Revue passieren. Es wurde uns im Laufe dieses Tags klar, welche Schätze das südliche Wipptal beherbergt und viele von uns, darunter Weitgereiste, gestanden sich ein, die drei Sehenswürdigkeiten zum ersten Mal besucht zu haben. Somit hat sich der Ausflug gelohnt und unser Fahrer chauffierte die Heimatschützer trotz eines gewissen Zeitdrucks die wohlbehalten ins heimatliche Meran.


Frühlingsfahrt ins grüne Wipptal am Samstag, den 21. Mai 2016

7.30 Uhr: Treffpunkt Praderplatz, Abfahrt 7.45 Uhr mit Tisner Reisen (30-Sitzer)

Fahrt über den Jaufen nach Sterzing

Die Passstraße über den Jaufen, der Name stammt aus alpenromanisch jūvuJoch, wurde 1912 errichtet und verläuft vom Kornplatz in Meran zum Zwölferturm nach Sterzing. In Meran erinnert eine Marmortafel an den Ausbau 1912 und davor an den Bau 1891, damals als Kaiserstraße. Schon in urgeschichtlicher und dann während der römischen Herrschaft war der Weg über den Jaufen ein bedeutender Saumpfad und im Hochmittelalter eine wichtige Klammer zwischen Inn- und Etschtal. Flachs, Speck und Salz kamen aus dem Norden, Wein und kostbares Tuch aus dem Süden.

9.45 Uhr: Kaffeepause im Gasthof Fischadler in Sterzing

10.45 Uhr: Beginn der Führung in der Burg Reifenstein in Elzenbaum. Vom Parkplatz bis zur Burg zu Fuß 10 bis 15 Min.

Frau Steiner führt uns in einer Stunde durch die Burg

12.45 Uhr: Mittagspause in Mareit in der Pizzeria Pankratius (auch Brote oder kleine Gerichte).

14.30 Uhr: Beginn der Führung in Schloss Wolfsthurn, dem Landesmuseum für Jagd und Fischerei. Von der Pizzeria zu Fuß ca. 10 Minuten zum Schloss Wolfsthurn.

ca. 16.30 Uhr, 17.00 Uhr: Wanderung in die Gilfenklamm, eine der eindrucksvollsten Klammen unseres Landes. Wir wandern vom Jaufensteg abwärts über die Ruine Reifenegg durch die Klamm nach Stange (Gehzeit 45 min - 1 h).

Bei Regenwetter Alternativprogramm in Sterzing: Besichtigung der Pfarrkirche, der Deutschordenskommende, Rundgang durch die Stadt.

19.00 Uhr: Abendessen in der Wirtshausstube des 4-Sterne-Restaurants Zur Lilie (seit 1461) in der Sterzinger Neustadt, Platz für 25 Leute, Ausweichmöglichkeit besteht! Menü à la carte möglich!

ca. 21.00 Uhr: Abfahrt nach Meran

ca. 22.20 Uhr: Ankunft in Meran, Prader Platz

Fahrtpreis:30 € / Person (alles inklusive außer Mahlzeiten)

Interessiert? Dann meldet euch bei mir,Johannes Ortner (Obmann HSV Meran), an: E-Mail: johannes_ortner@yahoo.it (vorzugsweise), Tel.: 340-7944514 (gerne auch SMS)

Programm im PDF-Format


Herbstfahrt nach Altrei und Truden

Die heurige Herbstfahrt des Heimatpflegeverbands - Bezirk Burggrafenamt fand heuer am 14. November statt und führte 29 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Unterlandler Berggemeinden Truden und Altrei.

Bereits unter Österreich-Ungarn gehörten beide Gemeinden zum Kreis Trient und wurden erst 1948 an die Provinz Bozen angegliedert. Aufgrund der Randlage hat sich ein eigenständiges Stück deutschsprachiger Unterlandler Kultur ausgebildet, das stets in regem Austausch mit den Fleimsner und Cembraner Nachbarn stand und immer noch steht.

Die interessierten Teilnehmer/innen fanden sich Schlag 12 am Praderplatz ein und nicht wenige fuhren zum ersten Mal nach Altrei bzw. Truden, in einen der wenigen verbliebenen „blinden Winkel“ Südtirols.

Die beiden Leiter der Fahrt waren Georg Hörwarter, Bezirksobmann des Heimatpflegevereins Burggrafenamt, ein erfahrener und bewährter Fahrtenbegleiter in heimatkundlichen Fragen, sowie Johannes Ortner, Obmann des Heimatschutzvereins Meran. Alsbald griffen beide beherzt zum Bordmikro um quasi im Vorüberfahren auf das eine oder andere wissenswerte Detail über ein Dorf, eine Burg, eine Kirche und ihr Patrozinium, oder die Herkunft eines Ortsnamens aufmerksam zu machen.

Der milde Nachmittag war nur einer in einer langen Serien des nicht enden wollenden goldenen Herbstes 2015. Trotzdem war Eile angemahnt, denn Nachmittage Mitte November währen bekanntlich nicht ewig.

Über die Neumarktner Vill ging’s hinauf nach Montan und auf der Fahrstraße nach Kalditsch, die regelrecht in die Felsflanken geschlagen wurde. Von oben eröffneten sich überraschende Ausblicke auf das „Arkadien Tirols“, den Flaumeichen gesäumten Felshügel von Castelfeder mit seiner uralten Geschichte.

Vor uns die ungleichen Zwillinge Weiß- und Schwarzhorn im Blick, ließen wir den Pausahof mit seiner kleinen Kapelle Maria Hilf unddie ehemals wichtige Raststation Kaltenbrunn - wo im 19. Jahrhundert eine Bierbrauerei bestand - hinter uns und gelangten zur Streusiedlung S. Lugano nahe der Passhöhe auf 1142 m Seehöhe.

S. Lugano wurde 1913 eigenständige Gemeinde, gehörte ab 1926 zur Gemeinde Truden, ist jedoch italienischsprachig, d. h. eine „Fleimsner“ Minderheit in der Provinz Bozen. Die Häusergruppen La Turchia, La Erzegovina und La Bosnia erinnern an kasernierte Gefangene während des Ersten Weltkriegs. Während dieses Krieges ist ja auch die Fleimsner Bahn von russischen Kriegsgefangenen in kürzester Zeit errichtet worden, freilich nicht zu touristischen Zwecken, sondern als Nachschublinie für die Dolomitenfront.

Auf der Passhöhe erblickt man das Kirchlein zum Hl. Lukanus, dem Patron von Belluno. 1225 erfolgt die Kirchenweihe in der Gegend in silva („im Walde“), 1335 lässt die Generalgemeinde Fleims einen Hof errichten, der als Hospiz dienen sollte (heute Gasthaus Rose).

Auf der Passhöhe dann die Abzweigung nach Altrei. Die Straße verläuft durch das Gemeindegebiet von Carano (Fleims). Der Blick schweift über Fleims hinweg bis auf die gegenüberliegende Bergkette der Lagorai.

In weiten Kurven fahren wir durch den goldbraun gefärbten herbstlichen Lärchenwald und erreichen bald wunderbare Weidewiesen an der Grenze zur Gemeinde Altrei. Solche Lärchenwiesen werden von den Bauern immer noch mehrfach genutzt: einmal als Wiesmahd und als Weide, das andere Mal zur Holznutzung und schließlich zur Gewinnung von Lörget, dem Lärchenpech, das zum Dichtmachen der Fässer und als Heilmittel Verwendung findet.

In der Ferne erscheint bereits der Altreier Kirchturm zur Hl. Katharina, am Ende eines lang gezogenen Straßen- bzw. Gassendorfs. In der Mundart wird nach wie vor Foltrúi gesagt. Der Name Altrei leitet sich von Antereu „zwischen den Bächen, zwischen den Gräben“ ab, die Fleimsner Nachbarn sagen Anterif. Das Dorf selbst gehört geografisch bereits zum Cembratal, das Gemeindegebiet reicht hinunter bis zum Stramentizzo-Stausee und damit zum Avisio (Efesbach).

Altrei ist eine relativ junge Siedlung und verfügt quasi über eine Geburtsurkunde: Am 24. Juli 1321 machte König Heinrich von Böhmen eine Schenkung zugunsten des Gottschalk von Bozen, Gerichtsherr zu Enn-Caldiff. Diese Schenkung umfasste zehn Höfe in der Gegend von Antereu, eine Gegend, die bisher von den Fleimsner Nachbarn beweidet wurde.

Diese zehn Gründerhöfe sind im heutigen Gemeindewappen durch zehn Felder symbolisiert. Altrei behielt durch die Jahrhunderte eine gewisse Eigenständigkeit, verfügte über einen eigenen Burgfrieden und sprach Recht im Turm am Ort. Der Hof „am Ort“ besteht immer noch, etwas abseits des Dorfs, er ist Urheimat der „Amort“. Erst 1779 wurde Altrei dem Gericht Cavalese angegliedert.

Die Ausflüglerinnen und Ausflügler schlendern die Dorfgasse entlang Richtung Kirche und Friedhof, wo sich der Blick im südlichen Gegenlicht verliert. Tief unter uns rauscht der Efesbach, die Nachbardörfer Capriana und Carbonare sind zu erkennen. Einen Steinwurf vor uns der wahrscheinlich schon frühgeschichtlich besiedelte Altreier Burgstall. Ansonsten ist dieses Dorf auffallend ruhig, kein offenes Dorfgasthaus, kaum Einheimische sind unterwegs - also wird nichts aus der Verkostung des bekannten Altreier Kaffees aus den Samen der blauen Lupine.

Georg Hörwarter öffnet uns die Pforten zur Hl. Katharina und führt uns die kunsthistorischen und ikonografischen Besonderheiten vor Augen.



Eine Marmortafel erinnert an den größten Sohn des Dorfs, nämlich an Johann Baptist Zwerger, den Bischof von Seckau-Graz.

Mit dem umsichtigen Busfahrer von Paris-Reisen gings nun zum Geburtshaus des Johann Baptist Zwerger. Eine kleine Seitenstraße führte uns in den Weiler Guggal, wo sich dem Bus auf einem Parkplatz eine Wendemöglichkeit bot. Kaum ausgestiegen, fragten uns einige Foltruier, ob wir denn aus der Steiermark kämen? Tatsächlich stehen wir bald vor dem kleinen Dorfmuseum, das in der ehemaligen Scheune und im Wohnhaus des J. B. Zwerger eingerichtet wurde. Der Museumswärter ist zugegen und sperrt uns auf. Wir schreiten durch niedere Stuben und bestaunen die spartanisch eingerichtete Schreib- und Studierstube sowie die Liegestatt des späteren Bischofs. Videos und Schautafeln erläutern das bäuerliche Leben in Altrei sowie das Leben Bischof Zwergers. Auf hölzernen Söldern und über enge Treppen huschend begutachten wir die bescheidenen Anfänge einer großen Karriere: vom Bauernbub zum Hermelinpelzträger!

Wir bedanken uns mit einer kleinen Spende fürs Aufsperren und fahren bald weiter zurück durch die Lärchenhaine, über S. Lugano und schlagen bei Kaltenbrunn den Weg in Richtung Truden ein.

Die Fahrt auf den kleinen Sattel von Truden wird von Liebhabern traditioneller Kulturlandschaften gerühmt. Unter uns die Feuchtwiesen des Stampfermoos, gesäumt von Erlenreihen, darüber die Wiesenfluren der bekannten Rentschwiesen mit ihren Heckenzeilen. Eine Bilderbuchlandschaft!

Am Sattel angelangt, öffnet sich unter uns die Dachlandschaft des einzigartigen Dorfs Truden (1127 m, 1000 Einwohner), das sich am Südhang des Sattels erstreckt.

Vor uns ausgedehnte Waldhänge, bestehend aus Fichten, Tannen und Buchen, bis zum Trudner Horn. Dieses Trudner Horn, bereits zur Gemeinde Capriana gehörend, war namengebend für den Naturpark Trudner Horn, des Waldparks Südtirols. Truden selbst besteht aus 80 % Waldfläche und nur 16 % landwirtschaftlich genutzter Fläche. Besonderheiten laut Dorfbuch: idyllische unverbaute Landschaft, würzige Waldluft.

Bereits seit Urzeiten ist der Weg von Neumarkt durch das Mühlental entlang des Trudner Bachs viel begangen. Weiter führt dieser Weg über S. Lugano in den Fleimsner Hauptort Cavalese, über den höheren Ziss-Sattel (romanisch incisa „Einschnitt“)verläuft eine alte Handelsroute über Feltre nach Venedig.

Ins Licht der Geschichte trat Truden erstmals im leicht zu behaltenden Jahr 1111, als der Trientner Bischof Gebhard die Höfe von Steuern befreite. Dafür mussten die Trudner 24 Arimannien unterhalten. Diese Arimannen waren Wehrmänner (Bauernmiliz) im Dienste des Trientner Bischofs und mussten mit Naturalien, Pferden, Almnutzen und Geldleistungen, dem sogenannten Romanie-Zins, unterhalten werden.

Truden gehört heute noch zur Generalgemeinde Fleims (Magnifica Comunità di Fiemme) mit Hauptsitz in Cavalese. Auch heute noch wird den einzelnen Mitgliedergemeinden jährlich der Erlös aus dem Holznutzungsrecht anteilsmäßig überwiesen!

Die Herren von Enn-Caldiff unterhielten in Truden Schwaighöfe (Höfe, die der Viehzucht, der Butter- und Käseproduktion dienten, kein Kornanbau), damit auf der Reif (Floßanlegestelle und Holzstapelplatz an der Etsch) in Neumarkt immer genügend Last- und Zugtiere für den internationalen Warentransport zur Verfügung standen. Der Überschuss an Produktion wurde an den Jahrmärkten in Neumarkt (burgus Enne) verkauft.

Jüngere Rodungsinseln in Truden sind die Höfe Runggen, Rungganö, Pezza (Roncomarzolo), der Wortbestandteil romanisch *ronco bedeutet so viel wie „Rodung“!

Nach dem Genuss von Cappuccino und Torten machten wir uns auf zu einer kurzen Wanderung vom Gasthof Goldener Löwe (vulgo beim Nandler) ins von Hexen bewohnte Scaratal zu einem wieder aufgerichteten Kalkofen, dessen Funktionsweise dank einer Informationstafel erläutert wurde. Der gelöschte Kalk wurde zum Anstreichen der Häuser, zum Desinfizieren der Ställe, zum Haltbarmachen von Eiern usw. benutzt.

Überraschend öffnet sich von einer steilen Wegstelle namens Klåpf der Blick auf das in den Hang hinein gebaute Dorf Truden, durch dessen enge Gassen immer wieder mal eine Ape (Dreiradler) durchbraust. Diese Gefährte genießen in Truden und Altrei einen gewissen Kultstatus.

Hinter dem Dorf die urgeschichtliche Waldkuppe des Forchwaldspitz und die zugewachsenen Bergwiesen, welche die Mauerreste einer ehemaligen Einsiedelei (Romita)beherbergen. Langsam verschluckt die einbrechende Dämmerung die Landschaftsbilder.

Unterwegs treffen wir mit Luis Zelger einen waschechten Trudner, der uns im einzigartigen Trudner Dialekt seinen schönen Kååbes präsentiert. Alte und lokal angepasste Gemüsesorten wie Kohlköpfe und Erdäpfel, hier Tuufl genannt, sind ja ein Aushängeschild dieser Berggemeinde. Wenn’s die Trudner übertreiben sagen die Nachbarn: Die Truudner Kååbes: zwoa Ke-ipf af oan Stingl (zwei Kohlköpfe auf einem Stiel). Grundnahrungsmittel ist der Pläint (Polenta), der in einem Ke-isl möglichst langsam gakoucht wird.

Führung durch die Pfarrkirche St. Blasius

Zurück bei der Kirche wartet Georg Hörwarter auf uns für eine Kirchenführung. Vor der Kirche steht eine uralte Dorflinde, der Lindapam, aus der der Überlieferung nach der sogenannte Schugl herausrinnt. Der Schugl ist eine Milch-Maismehlspeise, die Folgenahrung für Kleinkinder nach dem Abstillen. Dieser Schugl wurde zur Symbolspeise Trudens, daher der Übername Schugler für die Einwohner Trudens.



Das Patrozinium des Hl. Blasius ist ein Indiz für die Trientner Grundherrschaft, eine Blasiuskapelle befindet sich ja in der Trientner Bischofspfalz. Bei Ausgrabungen in der Kirche wurde ein beachtliches Münzdepot gehoben, später war die Kirche Ziel von Wallfahrten. Der Hl. Blasius, dessen Tag am 3. Februar fröstelnd von der Dorfbevölkerung gefeiert wird, wird mit gekreuzten Kerzen vor der Brust dargestellt. Der gespendete Segen hilft gegen Halskrankheiten aller Art.

Abendessen im Gasthaus Goldener Löwe

Im Gasthaus Goldener Löwe klang unser erlebnisreicher Nachmittag bei einem guten und vor allem gut vorbereiteten Abendessen aus, einige Fläschchen Rotwein durften auch daran glauben. Nach einigen Jodelversuchen gemahnte die Gruppe zum Aufbruch und dank der umsichtigen Fahrt gelangten wir wohlbehalten zurück in die heimatliche Passerstadt.

Johannes Ortner