Ende der Gartenstadt Meran?

Vor wenigen Wochen ist der Entwurf des Landschaftsplans der Gemeinde Meran verschiedenen Vereinen, die sich Natur- und Heimatschutz auf ihre Fahnen geschrieben haben, vorgestellt worden. Der Landschaftsplan ist ein wichtiges Planungsinstrument, das u. a. die geschützten Grünanlagen der Stadt Meran verzeichnet. Diese befinden sich häufig in privatem Besitz, tragen aber im Wesentlichen zum Charakter Merans als Garten- und Kurstadt bei. Viele geschützte Grünanlagen befinden sich in den Meraner Vierteln Ober- und Untermais und bestehen typischerweise aus einer Villa mit zugehörigem Park. In diesen stehen hochstämmige Zedern, Mammutbäume und andere oft exotische Gehölze, die im 19. Jahrhundert aus Asien oder Nordamerika eingeführt und grob gesprochen zwischen 1870 und 1950/60 gepflanzt wurden. In einer Erhebung des Landes ist festgestellt worden, dass seit dem Jahr 1995 ca. 30 % des geschützten Grüns verloren gegangen ist. Dieses wird im neuen Landschaftsplan entfernt, denn der Landschaftsplan ist ein Planungsinstrument, das die aktuelle Situation widerspiegelt.


Zur Zeit findet in einigen Straßen, die für ihre Wohnqualität gerühmt werden, wie z. B. dem Winkelweg, eine Besorgnis erregende Bauverdichtung statt. In diesem Zusammenhang ist der treffende Begriff Grünschmarotzer geprägt worden. Baufirmen werben nämlich mit der bestehenden Grünqualität, die durch die Neubauten aber zugleich arg beeinträchtigt bzw. zerstört werden. Die Gartenstadt Meran verdichtet nach innen, da man eine Ausweitung der Stadtgrenzen in das landwirtschaftliche Obstbaugebiet ja auch vermeiden will. Die Gründe für das Abnehmen der Grünanlagen sind folgende: der überalterte Baumbestand wird vernachlässigt. Die Bäume leiden unter den zunehmenden Hitzeperioden an Trockenheit, sterben ab und werden nicht mehr ersetzt. Zudem hat für private Eigentümer ein großer Garten mit hochstämmigen, aber verdunkelnden Bäumen nicht mehr so viel Gewicht wie früher und man versucht (aus Profitgründen) die gesamte laut Bauleitplan verbaubare Kubatur kostengünstig auszunutzen. Das Ergebnis sind oft Wohnbauten niederer Qualität. Hinter den Sichtbetonmauern dominiert Rollrasen neben gähnenden Garageneinfahrten: gesichtslose Wohnviertel wie sie überall in grauen Vorstädten zu sehen sind.

Um dem entgegenzuwirken ist die Gemeindepolitik in Verbund mit der Meraner Stadtgärtnerei gefordert. Es ist wieder auf die penible Einhaltung der Bauvorschriften laut Gemeindebauordnung zu achten. Diese sieht ein Mindestmaß an tiefgründigem Grün vor – wenn möglich zusammenhängend – damit neue hochstämmige Bäume gesetzt werden können. Bestehende Bäume über 30 cm Stammumfang sind wirklich zu schützen, finanzielle Anreize zur Erhaltung der Gärten müssen gesetzt sowie eine Beratung zur Pflege der eigenen Gartenanlage angeboten werden! All dies könnte, bei gleichzeitiger Ökologisierung und gradueller Anpassung an ein sich veränderndes Klima, zu einem nachhaltigen Schutz der gerühmten Gartenstadt Meran beitragen.

Johannes Ortner

Obmann Heimatschutzverein Meran

Meran, 18.1.2018